Klein, aber kraftvoll: Das Heidekreis-Klinikum setzt Micra-Herzschrittmacher in der Kardiologie ein

Ein Micra-Herzschrittmacher ist etwa 90% kleiner als ein herkömmlicher Herzschrittmacher, zudem wird er minimal-invasiv implantiert, benötigt also keine Elektroden zum Herzen mehr. Dieses Verfahren bietet die Kardiologie am Heidekreis-Klinikum ab sofort an. Ein Gespräch mit Chefärztin Dr. med. Andrea Hartmann für wen dieser Mini-Herzschrittmacher in Frage kommt, welche Vorteile er bietet und wie er eingesetzt wird.

Frau Dr. Hartmann, das Heidekreis-Klinikum hat das neue OP-Verfahren Micra-Herzschrittmacher eingeführt. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Chefärztin Dr. med. Andrea Hartmann: „Ja, natürlich. Der Micra-Herzschrittmacherist ist im
Gegensatz zu herkömmlichen Geräten ohne Elektroden und Drähte direkt im Herzen platziert. Bei herkömmlichen Geräten sitzt das Schrittmachergerät unter der Haut unterhalb des Schlüsselbeins. Bei einem Micra-Herzschrittmacher hingegen wird das gesamte Gerät in einer minimalinvasiven Operation direkt in die rechte Herzkammer implantiert. Dadurch entfallen die Notwendigkeit von Schnitten im Brustbereich und die Risiken, die mit der Platzierung von Elektroden verbunden sind. Zudem ist der Micra-Herzschrittmacher viel kleiner als herkömmliche Geräte. Während herkömmliche Schrittmacher etwa die Größe einer Taschenuhr haben, ist der Micra-Herzschrittmacher nur etwa so groß wie eine längliche Vitaminkapsel. Diese geringe Größe ermöglicht es dem Gerät, diskret im Herzen zu sitzen, ohne dass es äußerlich sichtbar oder spürbar ist.“

Seit wann werden Micra-Herzschrittmacher in der Kardiologie überhaupt eingesetzt?
Chefärztin Dr. med. Hartmann: „Erstmals wurde so ein Mini-Herzschrittmacher 2015 einsetzt. Mittlerweile handelt es sich um ein sicheres, verlässliches Verfahren, das weltweit angewendet wird.“

Bei Herzschrittmachern müssen die Geräte wegen ihrer Batterien getauscht werden, wie sieht es denn hier mit der Batterielebensdauer aus?
Chefärztin Dr. Hartmann: „Der Micra-Herzschrittmacher hat eine längere Batterielebensdauer im Vergleich zu herkömmlichen Schrittmachern. Batterien dieses Geräts können bis zu zehn Jahre halten, bei herkömmlichen Geräten liegt die Haltbarkeit bei etwa 8 Jahren. Die Micra-Herzschrittmacher werden übrigens nicht getauscht, sondern es wird ein –weiteres- neues Gerät eingesetzt. Das liegt daran, dass diese Herzschrittmacher im Lauf der Jahre von Herzgewebe „ummantelt“ werden.“

Klingt so, als ob man sich immer nur einen Micra-Herzschrittmacher einsetzen lassen sollte. Für wen eignet sich denn so ein Micra-Herzschrittmacher?
Chefärztin Dr. Hartmann:
„Der Micra-Herzschrittmacher wird von den Krankenkasse nur für Patienten mit bestimmten Begleiterkrankungen übernommen. Hierzu zählen zum Beispiel Menschen, die eine Dialyse erhalten oder auch Patienten die eine Infektion eines normalen Herzschrittmachers hatten. Auch Patienten, die in ihrer körperlichen Abwehr geschwächt sind z. B. Patienten die Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems nehmen müssen sind besser für den Micra-Herzschrittmacher als für einen herkömmlichen Herzschrittmacher geeignet.
Zudem gibt es Faktoren, bei denen ein Micra-Herzschrittmacher nicht geeignet ist, z.B. wenn eine Herzrhythmusstörung wie z.B. ventrikuläre - also aus der Herzkammer entstehende - Tachykardie vorliegt, kann ein herkömmlicher Herzschrittmacher mit mehreren Elektroden erforderlich sein, um diese spezifischen Probleme zu behandeln.”

Wie erkennen Sie, ob Ihre Patientinnen und Patienten für den Micra-Herzschrittmacher geeignet sind?
Chefärztin Dr. Hartmann:
„Wir führen eine gründliche Untersuchung durch, bei der wir verschiedene diagnostische Tests wie EKGs und Echokardiographien verwenden, um den Zustand des Herzens zu beurteilen. Zudem berücksichtigen wir die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen jedes Patienten. Auf dieser Grundlage können wir dann gemeinsam mit unseren Patientinnen und Patienten entscheiden, ob der Micra-Herzschrittmacher die richtige Option ist oder ob eine andere Behandlungsmethode besser geeignet ist.“

Welche alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es denn für Patienten, die nicht für den Micra-Herzschrittmacher geeignet sind, bzw. bei denen gesetzliche Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen?
Dr. Hartmann: „Es gibt verschiedene alternative Behandlungsmöglichkeiten wie herkömmliche Herzschrittmacher mit Elektroden und Drähten oder auch andere interventionelle Verfahren zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, z.B. Katheterablation, die wir hier im Heidekreis-Klinikum anbieten. Jeder Fall ist einzigartig, und wir arbeiten eng mit unseren Patienten zusammen, um für alle die jeweils beste individuelle Lösung zu finden.“

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Dr. Hartmann.

(alle Fotos: ©HKK)

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