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Heidekreis-Klinikum

Herzrhythmusstörungen: Aus dem Takt gekommen?

Heidekreis. Alljährlich findet der Weltherztag am 29. September statt, dieses Jahr stehen Herzrhythmusstörungen im Fokus. Dr. med. Andrea Pomarino, Chefärztin der Kardiologie am Heidekreis-Klinikum erklärt, um welche Art von Krankheit es sich dabei handelt, wie man sie selbst erkennt und wie sie behandelt wird.

1. Frau Dr. Pomarino welche Arten von Herzrhythmusstörungen gibt es? Chefärztin Dr. med. Andrea Pomarino:
„Grundsätzlich gibt es viele verschiedene Herzrhythmusstörungen, die unterschiedliche Ursachen haben können. Manche sind harmlos, andere müssen behandelt werden."

2. Merke ich es überhaupt, wenn mein Herz Extraschläge macht?
„Es gibt Patientinnen und Patienten, die merken es nicht. Andere sind sehr sensibel, empfinden jeden einzelnen Extraschlag als sehr bedrohlich. Es gilt dann herauszufinden: Ist das etwas Bedrohliches oder ist es etwas Harmloses?"

3. Wohin wende ich mich, um meine Herzgesundheit überprüfen zu lassen?
„Gehen Sie zu Ihrem Hausarzt. Dort wird ein EKG geschrieben. Aber vielleicht treten diese Extra-Schläge nur unter bestimmten Situationen auf? Oder gar nicht, während Sie beim Hausarzt sind...

4. ...sozusagen wie bei Zahnschmerzen, die, hat man den Termin, plötzlich deutlich weniger schlimm sind...?
„So in der Art (lacht), dann ist es sinnvoll ein sogenanntes Langzeit- oder 24-Stunden-EKG durchführen zu lassen, danach kann man sehr häufig sagen, ob eine Erkrankung vorliegt, die behandelt werden muss. Ich rate Patient:innen immer während der Aufzeichnung eines Langzeit-EKGs, alle Unregelmäßigkeiten – z.B. Schwindel, Herzstolpern oder -rasen – mit Angabe der Uhrzeit zu notieren. Später kann der Arzt die Daten aus dem EKG mit den angegebenen Beschwerden der Patient:innen vergleichen. Manchmal stellt sich heraus, dass die Beschwerden nicht von einer Herzerkrankung herrühren. Dann muss man weitersuchen."

5. Es gibt also viele Arten von Herzrhythmusstörungen, welche davon muss man in einem Krankenhaus behandeln lassen?
„Alles was mit einer Herzfrequenz von über 100 pro Minute dauerhaft auftritt, muss behandelt werden: Gehen Sie dann zu Ihrem Hausarzt, sollte dort geschlossen sein, wenden Sie sich an den hausärztlichen Notdienst oder auch an die Notaufnahme des Krankenhauses. Stellt Ihr Hausarzt fest, dass die Werte im EGK nicht im Normalbereich liegen – oder siehe Frage 4, es ist auf Anhieb nichts zu finden, wird er Sie an einen niedergelassenen Facharzt der Kardiologie überweisen. Dort wird auch ein Herzultraschall gemacht. Der Arzt kann darauf zum Beispiel sehen, ob sich die Herzwände normal bewegen, ob der Schlag regelmäßig ist oder Herzklappenerkrankungen vorliegen. In einigen Fällen kann ein Hinweis auf eine mögliche koronare Herzkrankheit vorliegen.

6. Wie stelle ich fest, dass meine Herzfrequenz über 100 ist?
„Das sind Werte, die z.B. von einer Pulsuhr, aber auch einem Blutdruckmessgerät erhoben werden können. Es gibt auch Smartwatches, die diese Werte sogar ausdrucken können. Wer sehr solche Techniksachen mag, kann solche „digitalen Helferlein" gut nutzen, um Herzrhythmusstörungen zu detektieren. Letztlich kann aber jede Person, die das Gefühl hat, mit dem Herzschlag stimmt etwas nicht, selbst zwei Finger am Handgelenk für 15 Sekunden auf den Puls legen, den Pulsschlag zählen, diese Zahl mit der Ziffer 4 multiplizieren – und schon kennt man seinen Herzschlag pro Minute."

7. Wie oft sollte ich meinen Herzschlag prüfen?
„Tasten Sie regelmäßig - wenn Sie ohne Symptome sind, einmal im Monat – Ihren Puls. Je älter wir werden, desto häufiger kann zum Beispiel das Vorhofflimmern auftreten. Ich habe selten Patienten mit Vorhofflimmern die unter 40 Jahre alt sind, ab dem sogenannten Rentenalter tritt diese Erkrankung immer häufiger auf."

8. Können auch trainierte Menschen also an Herzrhythmusstörungen leiden?
„Ja, Hochleistungssportler leiden häufiger unter Vorhofflimmern, einem unregelmäßigen Schlag des Vorhofs. Das kann zu Herzrasen, Stolpern oder Schwindel führen. Das Vorhofflimmern ist die am häufigste auftretende Herzrhythmusstörung. Aber viele Menschen bemerken das Vorhofflimmern überhaupt nicht, was gefährlich ist, da es zu einem Schlaganfall führen kann."

9. Zurück zu den Herzrhythmusstörungen – wann muss ich deshalb zu Ihnen in die Klinik kommen?
„Das hängt von Ihren Beschwerden und der Art der Rhythmusstörung ab, die vorliegt. Bei Herzrhythmusstörungen aus der Herzkammer kann eine Behandlung mit speziellen Medikamenten oder eine Herzkatheteruntersuchung nötig sein. Außerdem gibt es kreisende Herzrhythmusstörungen zwischen Herzkammer und Herzvorhof, die langfristige Therapie der Wahl ist dann eine elektrophysische Untersuchung, EPU genannt und eine Ablationsbehandlung. Auch das Vorhofflimmern kann durch eine Ablation behandelt werden.
Es gibt auch langsame sogenannte bradykarde Herzrhythmusstörungen, die unterschiedliche Ursachen haben können. Bei manchen besteht im Herzvorhof der normale Takt, dieser wird aber über den sogenannten AV-Knoten nicht regelmäßig auf die Herzkammern übertragen. Das kann zu Schwindel, bis zur Ohnmacht, führen oder zu verminderter Leistungsfähigkeit, da der Puls nicht mehr passend zur Belastung ansteigt. Die Therapie kann dann ein Herzschrittmacher sein. Auch diese Therapie bieten wir im HKK an.

10. Was ist denn eine Ablation?
„Das ist eine Verödung des Bereichs im Herzen oder in den Lungenvenen, aus denen eine Herzrhythmusstörung ihren Ursprung hat. Es wird übrigens mittels Kälte oder Strom verödet, wobei das Vorhofflimmern mit Kälte oder Strom behandelbar ist, alle anderen Herzrhythmusstörungen werden mit Strom behandelt. Im HKK bieten wir beide Methoden an."

11. Wenn ich mich im Krankenhaus behandeln lassen muss, wie lange dauert der Aufenthalt?
Das kommt auf die Beschwerden und Erkrankung an. Bei uns im Heidekreis-Klinikum ist es manchmal möglich, dass Ihre Erkrankung ambulant behandelt wird. Nehmen wir das Beispiel koronare Herzkrankheit: Der niedergelassene Kardiologe hat bereits alle Voruntersuchungen gemacht, das heißt, Sie kommen nur noch ins Herzkatheterlabor zur Untersuchung und – gegebenenfalls – Behandlung. Sie bleiben nur stationär bei uns, wenn wir Engstellen an den Herzkranzgefäßen finden, die wir aufdehnen. Durchschnittlich bleiben Sie nach so einem Eingriff eine Nacht bei uns. Zu beachten ist, dass der den Arm oder die Leiste, über die der Katheter eingeführt wurde, zwei Wochen nicht stärker belastet wird, z.B. nicht über 5 kg heben oder Radfahren.

12. Am besten ist es natürlich, gesund zu bleiben. Was kann ich für meine Herzgesundheit tun?
„Eine gesunde Lebensführung ist der beste Schutz! Regelmäßiges, körperliches Training: Jeden Tag Bewegung, zwei- bis dreimal die Woche so ausgiebig, dass Sie ins Schwitzen kommen. Immer an die Fitness angepasst und mit dem Ziel, diese zu steigern. Dazu ist es gut, das Normalgewicht zu halten, bzw. abzunehmen. Gewisse Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Herzrhythmusstörungen, z.B. Bluthochdruck oder Diabetes. Übermäßiger Alkoholkonsum kann Vorhofflimmern auslösen."
Vielen Dank für das Gespräch Frau Dr. Pomarino.

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